„Fahr da unbedingt hin!“, hatte eine gute Freundin unserer Autorin gesagt, „es ist traumhaft ruhig dort und die Menschen sind unglaublich freundlich.“ Von den überall entspannt grasenden Schafen ganz zu schweigen… Simone Deckner ist also aufgebrochen, nach Nordstrand. Und hat die Vor- und Nachteile der grünen Halbinsel an der Nordsee überprüft. Hier kommen ihre 7 Gründe für Nordstrand – und 3 dagegen.
1. Wer Ruhe sucht, ist hier goldrichtig
Sattgrüne Deiche, so weit das Auge reicht. Kleine Siedlungen, die oftmals nur aus wenigen Häusern bestehen. Keine überfüllten Fußgängerzonen – überhaupt keine Fußgängerzonen! Nordstrand ist klein (2242 Einwohner), aber ein großes Paradies für Ruhesuchende. Runterkommen ist leicht auf der Halbinsel mitten im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer – daran ändert auch der vier Kilometer lange Autodamm nichts, über den Gäste problemlos auf die Insel gelangen.
2. Sie haben die irrsten Ortsnamen
Wer nach England will, muss nicht bis zur Queen fahren: Auf Nordstrand gibt es einen charmanten Ort selben Namens – ein beliebtes Fotomotiv für Touristen. Aber auch „Süden“, „Oben“ und „Westen“ zeigen: Bei der Namensgebung mag es der Nordstrander originell.
3. Hier leben die wahrscheinlich nettesten Menschen Deutschlands
Apropos der Nordstrander: So freundlich und herzlich! Ob man Pharisäer-Torte und Ostfriesentee im Café „Glück zu“ in der historischen Engel-Mühle bestellt oder auf der Deichkrone einem Schäfer begegnet: Der Nordstrander strahlt stets eine freundliche Gelassenheit aus. Die Freundin, die schon seit Jahren hierher kommt, behauptet deswegen sogar: „Auf Nordstrand leben die nettesten Menschen Deutschlands!“
4. Ein Urlaub hier ist vergleichsweise günstig
Übernachten kann man auch in der Hauptsaison ab 25 Euro/Nacht im Doppelzimmer. Ein leckeres Abendessen für Zwei mit Getränken ist etwa im Pharisäerhof für unter 50 Euro gesamt zu haben. Der Bienenstich kostet in der Engel-Mühle 1,10 Euro. Und wer sich spontan die Haare schneiden lassen möchte, sollte Donnerstags zwischen 14 und 18 Uhr beim Friseur „Die Welle“ vorbeischauen: Für nur 5 Euro kommt die Matte ab.
5. Überall stehen Schafe
Auf der grünen Insel Nordstrand sind sie auf den Deichen allgegenwärtig: Schafe. Die Tiere lieben die Deiche, Salzwiesen und dass so wenige Menschen sie beim Grasen und Deiche platt trampeln stören. Wer genau hinschaut, entdeckt, dass Schafe, wenn sie schlafen, genau so ulkig die Beine voneinander strecken wie Hunde. Wer wiederum seine Füße in Pantoffeln aus Schafwolle wärmen will, findet das und noch viel mehr (wie Schafskäse Salzwiesenlammfleisch oder Seife aus Schafsmilch), im gut ausgestatteten Hofladen Baumbach.
6. Nur hier wird Sandscholle aufgetischt
Scholle Müllerin ist ein Klassiker. Auch die Maischolle ist weithin bekannt. Eine Nordstrander Spezialität aber ist die Sandscholle. Im Restaurant England kann man sie genießen. Seit 2010 besitzt Chef André Wilckerling ein Patent für das Fischrezept, das noch von seiner Ur-Oma kommt. Die „Spezialität des Hauses“ ist zarter, etwas kleiner und heller als normale Schollen. Aber keine Sorge: Die Portionen sind üppig. Guten Hunger!
7. Man kann mit dem Pferdewagen auf eine Hallig fahren
Noch so eine Besonderheit: Eine Wattwanderung mit Pferdekutsche statt zu Fuß! Das ist zwischen Mitte April und Anfang Oktober möglich. Ab Fuhlehörn geht es dann zur Hallig Südfall, die seit 1959 unter Naturschutz steht. 3,5 Stunden dauert die Fahrt, eineinhalb Stunden ist Aufenthalt auf der Mini-Insel. Bewohnt wird sie von einem einzigen Ehepaar. Sie kümmern sich als Nationalparkwarte um den Erhalt der Natur auf Südfall. Eine Anmeldung für die Kutschfahrt ist unbedingt erforderlich! Telefon: 04842–300 täglich von 8–15 Uhr.
… und 3 Gründe dagegen
1. Ohne Auto geht hier fast nichts
Mal eben zu Fuß an die See oder in den nächsten Ort gehen – das wird auf Nordstrand schwierig. Die kleinen Siedlungen sind weit über die Insel verstreut und wenn man nicht gerade in Süder- oder Norderhafen eine Ferienwohnung oder Pension hat, kann der Weg vom Inselinneren zum Meer schnell mal lang werden.
2. Es gibt kaum Sandstrand
Herzen in den Sand malen oder Sandburgen bauen – das kann man auf Nordstrand nur an wenigen, kleinen Stellen, wie etwa auf Abschnitten am Holmer Siel oder am Fuhlehörn. Die Strandkörbe für die Urlauber stehen größtenteils auf dem grünen Deich. Das muss man mögen.
3. Shopping Queen wird man hier eher nicht
Vielleicht die größte Herausforderung für Nordsee-Touristen, die Homeshopping auf Inseln wie Sylt kennen: Auf Nordstrand gibt es keine klassischen Fußgängerzonen, in denen sich Souvenir-Läden und Outdoor-Bekleidungs-Geschäfte aneinanderreihen. Aber keine Sorge: Wer doch Geld unter die Leute bringen möchte, geht einfach in die Hofläden oder kleine Fachgeschäfte wie die Nordstrander Töpferei oder ins Inselkaufhaus.
Autorin: Simone Deckner
Wie der Pharisäer auf Nordstrand erfunden wurde, erfahrt Ihr hier. Und warum sich an jenem Ort, wo der Alkohol zum ersten Mal in der Tasse landete, jetzt Hunde pudelwohl fühlen, steht hier.
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