Die 10 schönsten Strände der Ostsee

Die Kür der schönsten ist immer eine heikle Sache, da Geschmäcker verschieden und die Kriterien oft kritisch sind. Wir haben uns bei der Wahl der schönsten Stränden nicht nur von Äußerlichkeiten leiten lassen, sondern auch geschaut, was der Strand neben dem weichen Sand und blauem Wasser noch zu bieten hat: eine originelle Geschichte zum Beispiel, eine spannende Lage oder ein ganz besonders urwüchsiges Stück Natur drumherum. Vorhang auf also für unsere 10 schönsten Strände der Ostsee!

 

Usedom, kurz vor Polen

Strandkörbe am Strand von Ahlbeck, Usedom

Die let­zten Strand­körbe vor Polen © jes/zweikuesten

Wo kann man das son­st: an einem her­rlich bre­it­en und nahezu unberührten Strand ent­langlaufen und dabei unverse­hens und unbe­merkt die Seit­en wech­seln, von einem Land zum näch­sten – ohne Stachel­draht zu durchtren­nen oder gries­grämige Gren­z­er zu passieren? Man merkt noch nicht mal, dass man die Gren­ze passiert. Denn dafür müsste man den Blick auf die Düne heften, statt aufs Meer, und die rudi­men­tären Gren­zan­la­gen, mehr Denkmal als Gren­ze, ver­steckt in den Dünen aus­machen. Man kön­nte dann hochlaufen, den Bohlen­weg ent­lang und ein Foto von sich machen, wie man zwis­chen den Län­dern ste­ht. Man kann aber auch ein­fach am Strand weit­er laufen, bis man immer mehr Pol­nisch als Deutsch hört, Strand­körbe verge­blich sucht und plöt­zlich eine unerk­lär­liche Lust ver­spürt auf Waf­feln mit Schlagsahne und Erd­beeren oben­drauf. Willkom­men in Świnou­jś­cie, der pol­nis­chen und großstädtis­chen Seite Usedoms!

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Rügen, Schaabe

Schaabe Strand Rügen

Unver­bautes Vergnü­gen: Strand auf der Schaabe © TZR

Aus der Luft betra­chtet wirkt diese Nehrung mit etwas Fan­tasie wie das Oberteil eines überdi­men­sion­alen Biki­nis, das sich zwis­chen den Hal­binseln Jas­mund und Wit­tow span­nt. Und das passt sog­ar: Auf Schaabe lässt man die Tex­tilien näm­lich gern im Sand liegen oder packt sie gar nicht erst ein. FKK ist weit ver­bre­it­et und gehört hier auch gut hin. Denn auf der Schaabe darf Natur noch Natur sein, die zwölf Kilo­me­ter lange Nehrung ist nicht ver­baut. Lediglich eine Straße gibt es, einen Fahrrad­weg und eine Försterei. Son­st nichts. Kein Kiosk, keine Strand­bar, kein Eis­café. Wer hier den Tag ver­brin­gen will, sollte sich also einen Imbiss ein­steck­en. Gebildet hat sich die bizarre Form der Schaabe übri­gens durch die Kraft der Bran­dung. Diese trägt nun auch gern wieder Sand­massen ab. Das soll der aufwändig gepflanzte Strand­hafer ver­hin­dern. Damit die Biki­ni-Fig­ur erhal­ten bleibt.

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Darss, Weststrand

Schönste Strände der Ostsee: Westrand auf dem Darss

Natür­lich, der Wes­trand! Der darf in keinem Rank­ing fehlen. © Thomas Grundner/Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern

Diese Strand­schön­heit ist es gewohnt, ständig unter die Besten gewählt zu wer­den. Arte kürte den 14 Kilo­me­ter lan­gen West­strand auf dem Darss sog­ar zu einem der zehn schön­sten Strände der Welt. Was macht ihn aus? Das Wilde. Das Urwüch­sige. Das Roman­tis­che. Das End­lose. Hier formten Flo­ra und Wind bizarre Baumgestal­ten, Wind­flüchter genan­nt, weil sie ihre Kro­ne vom Meer abwen­den als woll­ten sie fliehen. Bäume dür­fen sich in den Sand fall­en lassen und ein­fach liegen bleiben. Badegäste tun es ihnen gle­ich. Manch­er bastelt sich vorher noch aus herum liegen­den Ästen und Zweigen einen Wind­schutz. Denn Strand­körbe sucht man am West­strand eben­so verge­blich wie Kioske und Kinderan­i­ma­tion. Das Geheim­nis also dieser Strand­schön­heit: Sie kommt ohne Kos­metik aus, ohne Ein­griffe, ohne Repara­turen – und ist ein­fach ganz natürlich.

 

Warnemünde

Schönste Strände der Ostsee: Warnemünde

Und im Hin­ter­grund wacht das Hotel Nep­tun über den Strand © Hotel NEPTUN, Warnemünde

Er ist der bre­iteste Strand der deutschen Ost­seeküste: 100 bis 150 Meter läuft man in Warnemünde von der Prom­e­nade bis zum Wass­er, und zwar über fein­sten Ost­seestrand. Dabei heftet sich der Blick an den Hor­i­zont, wo in diesem Moment ver­mut­lich ger­ade ein großer Kreuzer Kurs auf den Hafen der Stadt nimmt (Warnemünde ist Deutsch­lands wichtig­ster Kreuz­fahrthafen). Oder ein paar her­rliche Großsegler zum jährlichen Schaulaufen ein­laufen (immer im August zur Hanse Sail). Hier gibt es ständig was zu guck­en. Dass hin­ter dem Strand ein paar hohe Häuser ste­hen und es dort plöt­zlich sehr urban wird, kann man da pri­ma aus­blenden. Tat­säch­lich stören die Hotel­baut­en – das Nep­tun, das a‑ja – nicht. Denn die sind so weit weg, dass sie wed­er Schat­ten wer­fen, noch sich in den Blick drän­geln. Und irgend­wie hat es doch auch seinen Reiz, eine ganze Stadt im Rück­en zu wissen.

 

Nienhagen, Gespensterwald

Schönste Strände der Ostsee: Gespensterwald bei Nienhagen

Wenig gespen­stisch: Gespen­ster­wald bei Nien­hagen © Kurver­wal­tung (KV) Ost­see­bad Nienhagen

Die Sonne muss tief ste­hen, um diesem Gespen­ster­wald etwas gespen­stis­ches abzugewin­nen. Denn dann wer­fen die bizarren, von Wind und Seeluft geformten, knochi­gen Bäume lange Schat­ten und scheinen das Licht gespen­stisch gefan­gen zu hal­ten, wie in dem Käfig eines bösen Zauber­ers. Anson­sten fällt es schw­er, hier Gruseliges zu ent­deck­en, ist das etwa 180 Hek­tar große Mis­chwald­stück namens Nien­häger Holz – etwa auf hal­ber Strecke zwis­chen Heili­gen­damm und Warnemünde gele­gen – doch vor allem eines: auf einzi­gar­tige Weise schön. Beson­ders, wenn sich das Blau des Meeres als Hin­ter­grund auf­spielt und die Sonne die spär­liche Belaubung in den Baumkro­nen leucht­en lässt. Wer hier am Strand liegt, sollte den Blick auf die Bäume heften, wie er es son­st vielle­icht mit den Wolken tut, und sein­er Fan­tasie freien Lauf lassen. Vielle­icht fällt ihm dabei ja eine märchen­hafte Geschichte ein, in der auch das ein oder andere Gespenst herum­spuken darf.

 

Boltenhagen im Klützer Winkel

Schönste Strände der Ostsee: Boltenhagen

See­brücke in Boltenhagen © Ost­see­bad Boltenhagen

Erst wun­dert man sich über die nächtliche Beleuch­tung am Strand. Doch dann däm­mert es: Natür­lich, wir sind in Boltenhagen, dem einst west­lich­sten Strand der DDR, Hoff­nungs­gewäss­er für Repub­lik­flüchtlinge und Her­aus­forderung für Schein­wer­fer und andere Leucht­mit­tel. Heute leuchtet das Licht in der Nacht allen­falls der Erin­nerung den Weg. Und Mit­ter­nachts­baden­den, die natür­lich keine Ver­fol­gung mehr fürcht­en müssen und den Strand stattdessen in ein­er ganz eige­nen Stim­mung genießen. Aber auch bei Tages­licht ist der Strand von Boltenhagen beein­druck­end. Fünf Kilo­me­ter lang und 30 bis 50 Meter bre­it, mit einem üppi­gen Küsten­wald im Rück­en und der zwei­thöch­sten Steilküste der deutschen Ost­see zur linken Hand. Vor allem Fam­i­lien zieht es im Som­mer hier­her. Denn das Wass­er ist schön flach und der Strand nicht so voll. Und wer die Ein­samkeit bevorzugt, der wan­dert ein­fach ein biss­chen im Klützer Winkel herum, dem ehe­ma­li­gen Gren­zge­bi­et – und trifft hier zuweilen keine einzige Menschenseele.

 

Fehmarn, Südstrand Burgtiefe

Schönste Strände der Ostsee: Fehmarn Südstrand

Baden mit Jacob­sen im Rück­en © IFA Fehmarn Hotel & Ferien-Centrum

Nein, schön sind sie nicht, die drei Wolkenkratzer aus den Sechziger­jahren, die direkt hin­ter dem Strand in den Him­mel schießen. Der Name des Architek­ten –  es war kein gerin­ger­er als Arne Jacob­sen – macht sie lei­der auch nicht schön­er. Denn der wollte gar nicht so hoch bauen. Fünf Eta­gen sollte sein Ensem­ble max­i­mal aus dem plat­ten Eiland wach­sen. Die Lokalpoli­tik­er macht­en 17 draus – und damit nicht nur den dänis­chen Star-Architek­ten unglück­lich. Wer heute am Süd­strand Burgtiefe auf Fehmarn Urlaub macht, kommt also um den Anblick der drei Hochhäuser (zwei von ihnen beherber­gen ein Hotel, das andere eine Mut­ter-Kind-Klinik) nicht herum. Am besten postiert er sich so, dass er die Baut­en im Rück­en und nicht im Blick hat – was pri­ma geht, denn der Süd­strand zwingt die Son­nenan­beter nicht dazu, sich umzu­drehen – oder er checkt gle­ich direkt im IFA-Hotel ein. Denn wer drin sitzt, kann raus­guck­en: aufs Meer! Und der Aus­blick ist in allen Apart­ments, das hat Jacob­sen per­fekt geplant, ein­fach grandios.

Fehmarn gehört übri­gens zu den 5 beliebtesten deutschen Urlaub­sin­seln. Hier geht es zum Artikel.

 

Grömitz und Lensterstrand

Schönste Strände der Ostsee: Grömitz und Lensterstrand

Naturschutzge­bi­et Lenster­strand © Touris­mus-Ser­vice Grömitz

Grömitz gehört zu den ältesten See­bädern der Ost­see: Ab 1813 empf­ing das dama­lige Fis­cher­dorf seine ersten Gäste und ließ sie in aufgewärmtem Meer­wass­er baden. Das geht auch heute noch, im Spaßbad Grömitzer Welle. Aber eigentlich erwärmt sich das Wass­er an schö­nen Tagen in der flachen Bucht sehr gut selb­st. Und leuchtet dabei manch­mal so karibisch Türkis, dass jed­er Flug in die Ferne ein Legit­i­ma­tion­sprob­lem bekommt. Tat­säch­lich ist der Strand von Grömitz traumhaft, der Sand ein­er der fein­sten, und ein Ende – bei acht Kilo­me­tern Gesamtlänge – nicht in Sicht. Doch wer jet­zt denkt, dass sich da selb­st in der Hoch­sai­son ein ruhiges Plätzchen find­en müsste, dürfte vor Ort eines besseren belehrt wer­den. Grömitz ist vor Tim­men­dor­fer Strand der wichtig­ste Ferienort an der Ost­seeküste von Schleswig Hol­stein. Wem das zu viel Trubel ist, der wan­dert ein­fach ein Stück weit­er zum naturgeschützten Lenster­strand und genießt die Idylle.

 

Weidefelder Strand bei Kappeln

Schönste Strände der Ostsee: Weidefelder Strand bei Kappeln

Traum­strand am Meere­sarm © Ost­seefjord Schlei/Orbiter Aer­i­al Footage

Nebe­nan wird ein biss­chen Skan­di­navien gespielt: Ost­seeFjord nen­nen die Touris­tik­er die Schlei, weil sie glauben, diese Gegend damit bess­er ver­mark­ten zu kön­nen. Dabei ist die Schlei gar kein Fjord. Son­dern schlicht ein Meere­sarm, der sich 40 Kilo­me­ter ins Land hinein räkelt – und ver­bales Auf­don­nern übri­gens über­haupt nicht nötig hat. Und ist Meere­sarm nicht auch ein schönes Wort, das Assozi­a­tio­nen weckt? Damit lässt sich zum Beispiel sehr anschaulich die Lage des Wei­de­felder Stran­des bei Kap­peln beschreiben, denn der liegt qua­si in der Achsel­höh­le jenes Glied­maßes: An der Schleimün­dung in Schleimünde nimmt der Strand seinen Anfang und endet im Ost­see­bad Schön­hagen. Drei Kilo­me­ter, auf denen sich fein­ster Sand­strand, ein niedriger Dünengür­tel und flach­es Wass­er zu einen kleinen Traum­strand vere­inen. An Skan­di­navien denkt hier nie­mand, eher ans Mittelmeer.

 

Wassersleben bei Flensburg

Schönste Strände der Ostsee: Wassersleben Flensburg

Mit Blick auf die dänis­che Küste © Flens­burg­er Fjörde

Wasser­sleben! Der Name scheint eigens geschaf­fen für diese kleine Per­le von Strand, die sich nahe der dänis­chen Gren­ze in eine Bucht schmiegt und seine Badegäste wed­er zu größer­er Bewe­gung nötigt (man kann im Liegen bis nach Däne­mark guck­en) noch zu lan­gen Strandspaziergän­gen (das Ende des Stran­des ist schnell in Sicht) und sie stattdessen beim Bade mit weichem, fast war­men Wass­er fre­undlich umspielt. Savoir-vivre am Strand. Wasser­sleben! Doch erstaunlicher­weise wurde der Name gar nicht durch den begeis­terten Aus­ruf eines vor­bei­flanieren­den Vor­fahren kreiert. Vielmehr geht er auf einen Her­rn Kon­feren­zrat Joachim Wasser­schlebe zurück, der hier im Jahr 1780 ein größeres Grund­stück als Alter­sruh­e­sitz erwarb.

 

Der Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift DÜNENZEIT Ost­see, Aus­gabe Som­mer 2017. Die Zeitschrift mit Reporta­gen und Aus­flugstipps für die Küsten von Meck­len­burg-Vor­pom­mern und Schleswig-Hol­stein gibt es zum Preis von 5,90 Euro am Kiosk oder hier online.

 

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