Kerstin Jöns betreibt mit ihrem Mann Gunnar das bezaubernde „Mein Inselhotel“ in Norddorf auf Amrum. Wir wollten von ihr wissen, wie ihr Haus wurde, was es heute ist, was bei der Einrichtung inspirierte und warum jeder einmal nach Amrum sollte. Ein Protokoll.
„Auf Amrum fiel ich Gunnar wortwörtlich vor die Füße. Ich hatte mit dem Fahrrad die letzte Kurve zu schnell genommen und mich der Länge nach hingelegt – direkt vor die Terrasse des Friesencafés in Nebel, wo ich damals arbeitete. Und wo Gunnar gerade einen Kaffee trank. Ich flog in hohem Bogen auf das Pflaster – und mit mir meine gesammelte Unterwäsche, die ich an dem Tag zur Wäsche bringen wollte. Was für ein Auftritt!
Drei Jahre später heirateten wir und übernahmen die Pension von Gunnars Eltern: benannt nach „Graf Luckner“, dem Seehelden aus dem ersten Weltkrieg. Elf Doppelzimmer, vier Einzelzimmer, ein Restaurant, alles in der rustikalen Einrichtung der 60er und 70er Jahre.
Doch das passte natürlich gar nicht zu uns. Die Zeit der Seehelden war ohnehin vorbei, auch auf Amrum. Wir machten daraus „Mein Inselhotel“ und bauten ab 2009 um. Die Zimmer sind jetzt in Amrumer Farben gehalten, heißen „Kniepsand“, „Strandrosenrot“ oder „Brandungsweiß“. Seit 2016 sind auch Restaurant und Lobby fertig. Einen Innenarchitekten hatten wir nicht, wir haben uns selbst überlegt, wie es aussehen sollte. Inspirationen fanden wir auf einer Reise nach Island: Wir wohnten in einem Hotel im Hafen von Reykjavik: Alles war offen, es gab kaum Wände, und wenn, waren die unverputzt, Rohre ragten aus dem Beton.
So offen und hell sollten auch unsere Lobby und das Restaurant wirken. Wir kombinierten Altes mit Neuem, jeder Tisch ist anders, vieles kommt direkt aus der Natur. Die Kissen und Stoffe sind von einem deutschaustralisches Label, inzwischen verkaufen wir auch die Kissen und Taschen direkt in der Lobby – was den Vorteil hat, dass wir damit jetzt immer die neueste Kollektion im Haus haben.
Nun habe ich also eine Pension an der Nordsee – und alles nur, weil ich damals Mitte der 1980er in Bayern ein Jahr lang die Schule geschmissen hatte und bis zum nächsten Schuljahr Geld verdienen wollte. „Auf einer Almhütte oder auf einer Insel“, sagte ich der Dame auf dem Arbeitsamt. Ich kannte mich: Es musste irgendwo sein, wo ich nicht so schnell wieder wegkäme. Tatsächlich war eine Stelle frei: drei Monate Jobben in einem Inselhotel, zwei Stunden Fährfahrt entfernt vom Festland, 16 Stunden am Tag, ohne freien Tag. Was ich nicht ahnte: Kaum war ich auf Amrum gelandet, wollte ich nicht mehr weg. Und sieben Jahre später fiel ich vom Fahrrad.
An der Größe der Pension haben wir übrigens nichts geändert. Wir wollten nicht erweitern. Wir schätzen die Überschaubarkeit. So bleibt neben der Arbeit auch immer noch Zeit für unsere drei Islandpferde. Für die Insel und ihre Schönheiten. Für ihre Herzensorte, wie ich sie nenne. Orte, an denen einem das Herz aufgeht, an denen mir manchmal die Tränen kommen. Und das passiert tatsächlich immer noch, nach all den Jahren.“
Protokolliert von jes.
Fragen und Antworten
Mehr von Kerstin Jöns hier im Video-Interview, unter anderem mit der Antwort auf die Frage: „Warum macht das Meer glücklich?“
Kontakt
Mein Inselhotel in Norddorf auf Amrum – Insel Amrum / Familie Jöns, Telefon: 04682 / 9 45 00
www.mein-inselhotel.de