Selbst an heißen Tagen sind Ostsee und Nordsee so manchem zu kalt. Zwar sehnt man sich nach einer Abkühlung, mehr als die Füße schaffen es aber oft nicht ins kühle Nass. Hier hilft der gute alte Beachballtrick. „Eskapaden“-Autorin Stefanie Sohr verrät, wie’s geht.
Eine gar nicht so kleine Gruppe liebt zwar den Norden, hält die eigene Betriebstemperatur aber für nicht eben ostseekompatibel. Da werden Tage auf dem Badelaken vertrödelt, in denen abwechselnd ein gutes Buch, der Blick aufs Meer und hin und wieder mal ein Eis genossen wird. Bis irgendwann die Erkenntnis einschlägt wie der Blitz: Ich bin ja noch gar nicht im Wasser gewesen! Höchste Zeit für den guten alten Beachballtrick.
Nicht umsonst gehört das satte Klack-Klack-Klack von Hartgummi auf Holz zum norddeutschen Beachsound wie Grillzirpen zur Sommernacht. Der Strandklassiker stellt nämlich die einzige Möglichkeit dar, mit der auch „Frostkötel“ vollkommen entspannt ins kühle Nass gelangen.
Schläger und Ball sind in so gut wie jedem Kiosk oder Andenkenladen für wenige Euro erhältlich. Im Idealfall wird in einer sanft abfallenden, steinlosen Bucht trainiert, wie etwa am Sport- und Grillstrand in Scharbeutz.
Am Strandabschnitt 5, kurz hinter der Ostseetherme, stehen keine Strandkörbe im Weg und niemand muss fürchten, von bösen Blicken über Sonnenbrillenrändern getroffen zu werden, falls er mal etwas lauter lacht. Oder gar kreischt. Ruhesuchende sind im Sommer ohnehin falsch in Scharbeutz. Es ist einer der vollsten Strände überhaupt und daher nur Freunden von Jubel und Trubel zu empfehlen. Oder Wasserratten und solchen, die es werden wollen.
Auf einmal scheint die Ostsee gar nicht mehr so kalt
Das Spiel beginnt am Ufersaum. Da, wo die Wellen die Füße nur ab und zu überspülen. Wer schon dadurch zur Eissäule erstarrt, sollte den Druck rausnehmen: Nichts muss – alles kann, lautet die Devise. Zunächst darf die Konzentration rein darauf gerichtet werden, einige anständige Ballwechsel hinzubekommen. Anfänger staunen, wie schnell ihr Spiel raffinierter wird – und wie sehr man darüber ins Schwitzen gerät. Auf einmal scheint die Ostsee gar nicht mehr so kalt, sondern angenehm kühl. Es ist ja ein Genuss, wie sie da die Knöchel umspielt.
Mit jedem schlechtplatzierten Ball jagen sich die Kontrahenten ein wenig weiter in das Wasser hinein. Erst bis zu den Waden, dann zu den Knien, schließlich darüber hinaus. Und irgendwann kommt dieser Topspin angeschossen, der nur noch mit einem gewagten Hechtsprung zu retournieren ist. Und dann: Splash. Es ist geschafft. Punkt. Satz und Sieg für den guten alten Beachballtrick.
Stefanie Sohr
Praktische Infos für den Beachballtrick in Scharbeutz
Hin & Weg: Hier parkt man am Straßenrand am Strandeingang
Beste Zeit: von Mai (nur Profis) bis September (besonders Anfänger)
Dauer: bis man sich ins Wasser traut: 15 – 20 min. Wer im Wasser 5 min durchhält, will gar nicht mehr raus.
Equipment: Beachball Set
Der Text ist ein Auszug aus dem Buch 52 kleine & große Eskapaden in Schleswig-Holstein an der Ostsee von Stefanie Sohr und Volko Lienhardt, erschienen bei DuMont Reise, 232 Seiten, 14,99 Euro. Wer mehr von den beiden lesen und sehen will, kauft unbedingt das Buch – und folgt ihnen online auf ihrem wunderbaren Blog indernaehebleiben.de, der sehr oft an die eine oder andere deutsche Küste führt.